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Das neue Waldsterben

Anfang September 2020 habe ich für einen befreundeten Förster die immensen Schäden in seinen Wäldern fotografisch dokumentiert.
Nachfolgend der Originaltext von seiner Webseite:


Die Fichtenwälder im Bergischen Land und vielen Teilen der Bundesrepublik sind zum Aussterben verurteilt. Begonnen hat alles am 18.1.2018 als als Sturm Frederike über Deutschland fegte und in vielen Teilen, so auch in Remscheid, viel Schadholz brachte. Die Fichte als Flachwurzler ist prädestiniert für den den Windwurf. Wenige Wochen nach dem Sturm begann eine über Monate andauernde Trockenheitsperiode, Höchsttemperaturen von über 38 Grad förderten die Entwicklung der Borkenkäferpopulationen, so dass in Folge auch gesunde Bestände vom Käfer befallen wurden.
Das abnehmende Grundwasser machte der Fichte sehr zu schaffen; die natürlichen Abwehrkräfte des Baumes im gesunden Zustand den sich einbohrenden Käfer mit Harzbildung zu begegnen, erloschen komplett.

Der Sommer 2019 war der nächste Jahrhundertsommer, der Regen aus dem vorherigen Herbst/Winter reichte nicht ansatzweise aus, den Grundwasserhaushalt aufzufüllen. Die Käfer überwinterten wie im Vorjahr in der Nadelstreu und zu Teilen in der Fichte, ca. 80 % der riesigen Population überlebten problemlos.

Das anfallende Schadholz der nächsten Monate war ein Vielfaches der sonst üblichen Einschlagsmenge; so dass der Holzpreis weiter fiel. Vor dem Sturm 2018 wurden das Fichtenstammholz zu Spitzenpreisen von über 90,- Euro ab Waldstraße gehandelt. Bundesweit waren Ende 2019 ca. 200.000 ha Kahlflächen ehemaliger Fichtenbestände angefallen; in sehr vielen Fällen war das Holz nicht mehr absetzbar, denn die heimische Sägeindustrie fuhr nur noch Holz aus den nahen Schadgebieten ab, parallel entwickelte sich in 2019 der Export von Schadholz immer stärker nach China zu Dumpingpreisen.

Der wiederum sehr milde Winter mit nicht auskömmlichen Niederschlagsmenge brachte das Fass in 2020 zum Überlaufen. Der Borkenkäfer fing bereits im März bei Temperaturen von 16-17 Grad an zu schwärmen. Wie in 2019 waren es mehr als die sonst üblichen  Bruten und Geschwisterbruten für den Wald nicht mehr zu verkraften, der Tod der Fichte ist endgültig besiegelt! 
Der Absatz von Schadholz nach China zu noch niedrigeren Preisen als 2019 kam schleppend ins laufen, derzeit ein sehr guter Absatz, welcher vermutlich im Herbst nachlässt. Auf den Flächen bleiben Unmengen an Holz unter 20 cm Durchmesser nebst Kronenmaterial liegen, denn der Absatz von sogenanntem Industrieholz für die Holzwerkstoffindustrie ist total zusammengebrochen. Um die Flächen für die Pflanzung vorzubereiten, müssen diese geräumt werden (Mulchen oder Häckseln).

Fraßspuren vom Borkenkäfer

Die Einschlagskosten von „China-Holz“ und den Sortimenten für die deutsche Sägeindustrie sind bei weitem nicht mehr kostendeckend, sondern hoch defizitär. Sehr viele Käfer befallende Bestände bleiben stehen, der Waldbesitzer kapituliert und hat den Kampf gegen den Borkenkäfer endgültig verloren. 

Parallel stellen wir fest, dass das Laubholz, v.a. die heimische Buche > 100 Jahren auch unter der Wasserknappheit der letzten Jahre extrem gelitten hat und mit ihren vertrockneten Kronen der kumulierten Trockenheit der letzen drei Jahre zum Opfer gefallen ist.

Die nächsten Jahre und Jahrzehnte bedeuten einen mühsamen Umbau des Waldes an das Klima angepasste Baumarten wie  Stiel- oder Traubeneiche, die amerikanische Roteiche, Esskastanie, Elsbeere, Kirsche, Schwarznuss und die Nadelhölzer Douglasie, Lärche, aber v.a. die Küstentanne und Weisstanne. 

Es empfiehlt sich die Baumarten zu mischen, aber auch auf der Suche nach Klima angepassten Zukunftsbaumarten zu experimentieren. Vor den künftigen trockenen Frühjahren und Sommern der letzten Jahre werden wir auch in Zukunft nicht sicher sein. Wir befinden uns inmitten des Klimawandels in Deutschland; wer hätte dies noch vor 5 oder mehr Jahren gedacht.
Um die gegenüber dem Rehwild sehr empfindlichen Pflanzen überhaupt groß zu bekommen, bedeutet dies für die nächsten Jahre eine konsequente Erhöhung des Rehwildabschusses in Deutschland, die aufwändigen Gatterkosten sind nicht mehr zu finanzieren, um die Jungpflanzen vor dem heimischen Schalenwild zu schützen.

Text: 07.September 2020 Wolf Hasenclever